Bereits seit dem Winter freute ich mich auf diesen Tag und markierte das Rennen als mein Saisonhighlight, mit dem Ziel mir eine Medaille zu ergattern.
Nach dem bisherigen Saisonverlauf bekam ich von einigen Seiten zu spüren, dass mir sogar der Kampf um den Schweizermeistertitel zugetraut wird. Auch ich machte mir Hoffnung darauf und stellte mir in den letzten Tagen oft die Frage, ob es wirklich möglich ist. Denn auf einer Strecke wie dieser, mit 125km und 5000hm inkl. einer Laufpassage beim „berühmt, berüchtigten“ Pass de Lona kann so einiges passieren.
Jedenfalls freute ich mich auf das Rennen und das, ist immer gut. Ausserdem erhielt ich sehr vertrauensvolle Nachrichten, von denen, die an mich glauben, was mich sehr berührte und mein Selbstvertrauen steigen liess.
06:30 Uhr ging es los und mir wurde schnell bewusst, dass nicht nur ich nervös war. Irina, die Titelverteidigerin jedoch startete zusammen mit der Italienischen Meisterin Peretti und der Französischen Meisterin Moschetti sehr schnell. Ein Tempo, das ich auf keinen Fall mitgehen konnte und auch Janina machte keinen Anschein mitzufahren, was mich etwas beruhigte. So konzentrierte ich mich auf sie und Mallory, welche sich uns anschloss und ich zudem auch auf der Rechnung hatte. Eigentlich war mir der Start auch so etwas zu schnell, zumal das Rennen um die 8h dauern würde. Doch ich wusste auch, dass es für den Teil nach dem ersten Anstieg von Nendaz bis Hérménce von Vorteil ist, nicht allein fahren zu müssen, so quälte ich mich hoch und blieb dran. Oben hatte Janina zwar einen kleinen Vorsprung und ich ein wenig auf Mallory, in der Abfahrt kam es dann aber wieder zum Zusammenschluss. Schliesslich konnten Janina und ich uns etwas absetzen und fuhren zusammen bis nach Hérménce. Obwohl ich zu Beginn kämpfen musste, ihr Hinterrad zu halten gings auf einmal immer besser. Wir kamen nicht schlecht voran, doch betrug der Rückstand auf Irina in Hérménce bereits ganze 5 min. „War sie so überlegen, oder war ihr Start zu schnell“, ich gab die Hoffnung noch nicht auf, schliesslich hatten wir erst 3h Fahrzeit.
Nach Hérménce entstand ungewollt eine kleine Lücke und ich merkte, dass Janina Mühe hatte. Ich musste mich schnell entscheiden, soll ich wirklich jetzt schon… Da sich die Gelegenheit so anbot, verschärfte ich mein Tempo und tatsächlich konnte ich wegfahren. Obwohl es noch früh war, wusste ich, dass ich jetzt einfach durchziehen musste, ausserdem kam mit dem Mandelon gerade mein Lieblingsteil vom ganzen Rennen. Kurz darauf konnte ich auch noch Moschetti überholen, was mich zusätzlich motivierte, denn ich lag nun im Gesamten auf Rang 3. Sie schloss zwar zuoberst nochmals kurz auf, doch konnte ich sie im Höhenweg und in der Abfahrt wieder abschütteln, obwohl mir das im Rahmen der SM nicht so wichtig war.
In Evolène hatte ich nun schon 10 min Rückstand auf Irina und 2 min Vorsprung auf Janina. Das Haupthindernis, der Pas de Lona stand aber noch bevor und ich sagte mir immer, das Rennen ist erst im Ziel fertig und ich war bereit alles, was ich noch hatte zu geben und mich zu quälen bis zum letzten Meter. Der Anstieg bis zur Alp war bereits brutal hart und ich redete mir immer ein, dass es den anderen nicht besser geht, was wahrscheinlich nicht stimmte. In der Laufpassage ging es auch nicht viel besser und ich merkte, dass sich Krämpfe im Oberschenkel meldeten, kam aber noch hoch, ohne dass es komplett ausartete. Oben meldete mir jemand den Rückstand von knappen 3min auf Irina, was nicht stimmte, denn es war auf die Italienerin Peretti. Obwohl mich das verwirrte, gab ich wie vorgenommen Vollgas in der Zwischenabfahrt. Dann, wie wild in die Gegensteigung, sodass für einen kurzen Moment beide Beine zumachten. Ok, dann nun doch etwas gesittet und erstmal die Krämpfe wegbekommen. Dies ging dann zum Glück mehr oder weniger und dann Vollgas in die Schlussabfahrt… Beim Stausee überholte ich Peretti, während sie ihren platten Reifen flickte. Von hier weg hatte ich auf einmal ein Motorrad vor mir, sodass ich freie Bahn hatte, da alle Fahrer der Kurzstrecke gleich Platz machten. Das war richtig cool😊!
So erreichte ich das Ziel nach 7h52min als zweite Frau und bin somit Vize-Schweizermeisterin. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen und ich freue mich über die Silbermedaille, auch wenn das Trikot schon von Anfang an weg war, denn Irina fuhr definitiv auf einem anderen Niveau!
Danke allen, welche mich motiviert, unterstützt und an mich geglaubt haben!